Holdenried in der Presse

 

Artikel in SZ vom 08.03.2024

Holdenried Reisen zieht nach Wangen um

Wangen / Lesedauer: 6 min

Der Kreuzfahrtspezialist aus Heimenkirch verlagert im Frühjahr 2025 seinen Firmensitz in die Neue Spinnerei. Was die Gründe sind und was sich noch verändern wird.
Veröffentlicht:08.03.2024, 18:30
 

Die letzte noch freie Gewerbefläche in der Neuen Spinnerei bekommt einen prominenten, überregional bekannten Nutzer: Der Keuzfahrtspezialist Holdenried Reisen wird im Frühjahr 2025 seinen Firmensitz von Heimenkirch nach Wangen verlagern. Mit dem Umzug aufs Erba-Areal will sich das Unternehmen neu und besser für die Zukunft aufstellen.

Traum von der Gastronomie zerplatzt

Die Erdgeschossfläche in der Neuen Spinnerei Richtung Erba-Kamin hatte bislang eine recht wechselhafte Geschichte. Von Anfang war eigentlich ausgemacht, dass dort eine Gastronomie einzieht. Die Suche nach einem Betreiber zog sich anfangs zwar in die Länge, aber als Lars Müller 2021 die Pläne für sein Restaurant „good vibes“ vorstellte, schien der Weg frei.

Vor knapp einem Jahr jedoch zog der Investor aus Wangen wegen des für ihn zu hohen Risikos die Reißleine - und Gebäudeeigentümer Wolfgang Forster musste sich erneut auf die Suche machen. Die blieb aber erfolglos, und so einigte sich Forster vergangenen Herbst mit der Landesgartenschau GmbH erst einmal darauf, dass die Neue Spinnerei und der Platz am Kamin zum Standort für die LGS-Hauptgastronomie zwischen Ende April und Anfang Oktober 2024 wird.

Holdenried hat sich auf Gruppenschiffsreisen spezialisiert.
Holdenried hat sich auf Gruppenschiffsreisen spezialisiert. (Foto: Holdenried)

Dass nach der LGS dort eine rund 500 Quadratmeter große Gewerbefläche frei sein würde, bekam im Sommer 2023 auch Hans-Peter Zick mit, als er für sich und seine Familie in Wangen ein Eigenheim suchte. Der Neffe von Günther Holdenried hatte im Dezember 2022, ein halbes Jahr nach dem Tod des Firmengründers, die Geschäftsleitung des Reisebüros übernommen, schaute sich die Räumlichkeiten in der Neuen Spinnerei an und war „von Anfang an begeistert“.

Wegen des noch immer laufenden Nachlassverfahrens zogen sich die Gespräche mit Forster zunächst erneut in die Länge, mittlerweile ist jedoch alles in trockenen Tüchern. Das Ziel, sagen Hans-Peter Zick und sein Büroleiter Marcel Wesse, ist ein Einzug in die Neue Spinnerei im März/April 2025.

Holdenried setzt Fokus auf kleinere, wertigere Schiffsreisen

Geschäftsführer Zick und Gesellschafter Wesse, die Erben von Holdenried Reisen, spielen schon länger mit dem Gedanken, die Firma neu aufzustellen. Für den Standort Wangen sprechen aus ihrer Sicht gleich mehrere Gründe. Zunächst die aus wirtschaftlicher, energetischer und ökologischer Sicht effizientere Raumaufteilung, die auch einen Bogen zur künftigen Ausrichtung des Unternehmens spannen soll.

„Das Thema Nachhaltigkeit wird bei Kreuzfahrten immer wichtiger“, sagt Hans-Peter Zick. Man wolle zwar weiterhin die „bezahlbare Kreuzfahrt für den kleinen Mann“ anbieten, der Fokus werde künftig jedoch nicht mehr auf der „reinen Masse, sondern auf kleineren, wertigeren Schiffsreisen“ liegen: 

Wir wollen die große Schiene kleiner und die kleine Schiene größer fahren, 

so der Holdenried-Geschäftsführer.

Der neue Standort im Erba-Areal, mit seiner Nachbarschaft zu Supermärkten, Natur, Schule oder Kinderbetreuung, bietet laut Zick auch bessere Voraussetzungen bei der künftigen Mitarbeitergewinnung. Holdenried sei zudem besser erreichbar für Kooperationspartner und die Kernkundschaft aus dem Allgäu, aber auch immer mehr aus dem gesamten oberschwäbischen Raum: „Wir bewegen uns quasi auf unsere Gäste zu und drücken durch den Umzug auch unsere Verbundenheit aus.“

Erba-Parkplatz spielt künftig eine wichtige Rolle

Dabei spielt auch der neue Erba-Parkplatz am südlichen Ende des Gartenschaugeländes eine wichtige Rolle, der nach der Ausstellung beibehalten werden soll. Ihn will Holdenried Reisen als Kundenparkplatz nutzen - für Besucher des Reisebüros, aber auch für Gäste, die dort ihr Auto stehen lassen, um per Bus zu ihren Schiffen zu kommen. Zick geht bei jährlich 100 bis 150 Gruppenreisen davon aus, dass bei der Wangener Sammelstelle dann je nach Saison zwischen fünf und 20 Fahrzeuge stehen werden.

Das alles ist jedoch Zukunftsmusik, die aktuellen Veränderungen in der Neuen Spinnerei betreffen die Landesgartenschau, wofür der Hauptcaterer Polster derzeit die Räumlichkeiten im Erdgeschoss für seine Gastronomie umgestaltet. Kurz nach der LGS, etwa Mitte Oktober, soll der große Umbau starten, mit der Gebäudeinstallation für Heizung und Lüftung. Ab Ende 2024 soll es mit dem Innenausbau weitergehen. Zick und Wesse schwebt eine „Mischung aus offenem Verkauf, Teambereich und Einzelbüros“ vor. Neu werde ein Präsentationsraum sein, in dem regelmäßig Vorträge von Anbietern stattfinden sollen. Außerdem will Holdenried einen kleinen Gastrobereich einrichten, um Kunden auch bewirten zu können.

Eröffnung soll im Frühjahr 2025 sein

Eröffnet werden soll die neue Firmenzentrale im März oder April kommenden Jahres. „Wir haben da aber keinen Zeitdruck“, sagt Hans-Peter Zick. Derzeit ist das Reisebüro Mieter im Heimenkirchener Wohnhaus des früheren Chefs, der die Firma vor ziemlich genau 40 Jahren gründete. Der Blick von Zick und Wesse geht aber schon voraus: „Wir freuen uns schon richtig auf unsere neue Heimat und wünschen uns, das Erbe von Günther Holdenried langfristig und nachhaltig weiterzuführen.“

Mit der Vorfreude sind die beiden nicht alleine. Wolfgang Forster sieht in Holdenried ein „attraktives Unternehmen“, das ein „Zugewinn für die Gewerbelandschaft Wangens ist und eine neue Farbe und noch mehr Frequenz ins Viertel und in die Neue Spinnerei bringt“. Außerdem ist der Inhaber zufrieden, weil man die Gastronomiegeschichte einigermaßen unproblematisch habe auflösen können: „Das ist jetzt eine gute Lösung, die Nutzung passt.“

An der Ladentheke fing alles an

Angefangen hat alles Anfang der 80er Jahre, als Günther Holdenried günstige Tagestouren mit dem Bus organisierte und diese an der elterlichen Ladentheke in Heimenkirch verkaufte. Anfang 1984, nachdem er seine erste Kreuzfahrt selbst organisiert hatte, meldete er sein Gewerbe an und gründete so vor 40 Jahren das gleichnamige Reisebüro.

In Fachkreisen gilt er als ein Pionier der Branche, weil er vielen Deutschen Kreuzfahrten zu einer Zeit zugänglich gemacht hat, als diese Art des Reisens noch als Luxus galt und es kaum deutsche Reisebegleitungen auf internationalen Schiffen gab. Bis heute ist diese Rundumbetreuung ein Markenzeichen von Holdenried Reisen. In Vor-Corona-Zeiten buchten dort bis zu 11.000 Gäste pro Jahr eine Kreuzfahrt, viele davon persönlich im Büro in Heimenkirch. Im Juni 2022 starb der Firmengründer.

Die Geschäfte übernahm wenig später sein Neffe Hans-Peter Zick, der seit 2009 im Unternehmen ist und zuletzt das Büro in Rostock leitete. Gesellschafter ist Marcel Wesse, seit 2012 in der Firma und aktuell Büroleiter in Heimenkirch. Dort arbeiten aktuell elf Beschäftigte, dazu kommen acht bis zehn ehrenamtliche Reisebegleiter. Der Schwerpunkt des Reisebüros liegt weiter auf Kreuzfahrten, zuletzt buchten laut Zick zwischen 6000 und 8000 Gäste pro Jahr bei Holdenried.

Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben zu den drei größten Einzelbüros in Deutschland gehört, will seinen Fokus künftig mehr auf kleinere Schiffe legen. Den jährlichen Umsatz beziffert der Geschäftsführer im „knapp zweistelligen Millionenbereich“ - mit steigender Tendenz. „Gegenüber der Vor-Corona-Zeit hatten wir in 2023 rund 30 Prozent mehr Umsatz“, so Zick.

Kreuzfahrtboom geht weiter

Für das laufende Jahr erwartet er, dass der Kreuzfahrtboom weitergeht. „Die Branche ist optimistischer als die generelle Stimmung in der Wirtschaft“, sagt Hans-Peter Zick. „Das strahlt aus, auch wir sind deshalb sehr zuversichtlich für die Zukunft.“ Nach drei zurückhaltenden Jahren sei „die Euphorie wieder da“. Man dürfe jedoch nicht stehen bleiben und müsse sich weiterentwickeln. Mit dem Umzug nach Wangen im Frühjahr 2025 will Holdenried Reisen hierfür die Weichen stellen.

Allgäuer Zeitung vom 08.03.2024

„Wir haben dort ganz neue Möglichkeiten“

Reiseunternehmen "Holdenried-Reisen" zieht in neue Räume

Bild: Wesse   Peter Mittermeier 08.03.2024 | Stand: 19:34 Uhr

Das auf Kreuzfahrten spezialisierte Unternehmen verlässt Heimenkirch und geht nach Wangen. Seinen Charakter will das Unternehmen aber erhalten.

Holdenried-Reisen verlegt seinen Firmensitz von Heimenkirch (Westallgäu) in das zwölf Kilometer entfernte Wangen. In der 25.000-Einwohner-Stadt im württembergischen Allgäu wird das auf Kreuzfahrten spezialisierte Unternehmen Räume in der Neuen Spinnerei beziehen. „Wir haben dort ganz neue Möglichkeiten“, heißt es bei Holdenried Reisen.

Günther Holdenried hatte das Unternehmen vor knapp 40 Jahren in Heimenkirch gegründet. Aus kleinen Anfängen heraus hat er es zu einem der größten deutschen Anbieter von Kreuzfahrten gebracht. Tausende Allgäuer sind mit ihm auf ein Schiff gegangen. Er leitete das Unternehmen bis zu seinem plötzlichen Tod Mitte 2022.

Holdenried-Reisen: Kunden bekommen weiterhin ein "Rund-um-Sorglos-Paket"

Sein Neffe Peter Zick (47) führt es weiter. Er als Haupt- und Marcel Weese (30) als Mitgesellschafter haben es geerbt. „Holdenried-Reisen bleibt Holdenried-Reisen“, sagt Zick. Kunden bekämen weiter ein „Rund-um-Sorglos-Paket“ mit Bustransfer, Visa, Ausflügen und Reiseleitung. „Das ist unser Markenkern. Den verändern wir nicht“, betont Zick.

Gedanken gemacht haben sich die beiden aber über den Firmensitz. Holdenried-Reisen ist bislang am Ortseingang von Heimenkirch beheimatet. Das Gebäude gehört allerdings nicht zum Erbe. Das Unternehmen muss dort also künftig Miete bezahlen. Die Räume seien ineffizient und auch nicht auf Teamarbeit ausgerichtet, sagt Peter Zick. Zudem fehlt es an Parkplätzen, nennt der Firmenchef Gründe, die für einen neuen Standort gesprochen hätten. Auf Wangen ist der Hauptgesellschafter gekommen, als er privat ein Haus in der Stadt übernommen hat.

Die Lage der neuen Räume ist für Zick ideal

Für die Neue Spinnerei hatten die Eigentümer geraume Zeit nach einer Nutzung gesucht. Für Zick ist die Lage ideal. Die Immobilie sei gut zu erreichen, Wangen liege mitten in dem Bereich, aus dem die meisten Kunden des Unternehmens kommen, sprich dem Bodenseeraum, Württemberg, Allgäu und Bayerisch-Schwaben. Zudem biete die Immobilie neue Möglichkeiten. Zick denkt an eine Bewirtung von Kunden oder eine Allgäuer Kreuzfahrtmesse, die sich in der angrenzenden Halle abhalten ließe.

Umziehen wird das Unternehmen im Frühjahr nächsten Jahres, also nach der Landesgartenschau, die heuer in Wangen stattfindet. Die zwölf Mitarbeiter werden den Umzug alle mitmachen, sagt Weese. Für 70 Prozent sei der Weg sogar kürzer als nach Heimenkirch.

 

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